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Jul 09, 2025

Europa und der weltweite Handelskrieg

Wie Japan sich von Chinas Seltenen Erden unabhängig machte
Dr. Aya Adachi
Japan Economy Stocks

Japan war schon 2010 von chinesischen Sanktionen betroffen. Seitdem setzt das Land auf technische Innovation und den Aufbau internationaler Partnerschaften. Mit Erfolg.

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Dieser Artikel erschien ursprünglich am 09.07.2025 als Gastbeitrag im Tagesspiegel.

Der neue Handelskrieg wird nicht mehr mit Zöllen geführt, sondern mit Exportkontrollen – und China setzt dabei auf seine Vormacht bei Seltenen Erden. Schon 2010 nutzte Peking dieses Instrument im Streit mit Japan: Nach einem diplomatischen Zwischenfall stoppte China zeitweise die Ausfuhr kritischer Rohstoffe, was in Tokio ein Umdenken auslöste. 

Heute gilt Japan als Vorreiter bei der Diversifizierung und Sicherung von Rohstofflieferketten – eine Lektion, die Europa nun erst beginnt zu verinnerlichen. Die aktuelle Verzögerung chinesischer Exportlizenzen für Seltene Erden – auch für deutsche Autohersteller relevant – führt Europas Abhängigkeit einmal mehr vor Augen. 

Zentrale Agentur eingerichtet 

China verfügt nur über rund 34 Prozent der bekannten Reserven, kontrolliert jedoch etwa 70 Prozent der weltweiten Förderung und 90 Prozent der Raffinierungskapazität. Die Internationale Energieagentur prognostiziert bis 2040 einen globalen Nachfrageanstieg von 50 bis 60 Prozent bei Kobalt und Seltenen Erden. Treiber sind die Energiewende, die Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. 

Japans Antwort auf die Krise war systematisch. Das Land investierte gezielt in alternative Lieferketten, baute strategische Reserven auf und setzte auf technologische Innovation. Ein zentrales Instrument wurde die Japan Organization for Metals and Energy Security (JOGMEC), eine staatliche Einrichtung, die zwischen 2004 und 2020 über 600 Millionen US-Dollar in mehr als 100 Rohstoffprojekte weltweit investierte. 

Somit konnte Japan seine Abhängigkeit bei Seltenen Erden von China von 90 auf 58 Prozent innerhalb von zehn Jahren reduzieren. Die Institution kombiniert Finanzierung, Risikoabsicherung und diplomatische Koordination. Bis zu 75 Prozent der Anfangsinvestitionen wurden abgedeckt – ein zentraler Hebel für Projekte in Hochrisikogebieten. 

Ein Meilenstein war der Deal mit dem australischen Bergbauunternehmen Lynas im Jahr 2011. Die japanische Agentur übernahm einen erheblichen Teil der Finanzierung, was dem Unternehmen ermöglichte, zum weltweit größten nicht-chinesischen Produzenten von Seltenen Erden aufzusteigen. Heute deckt das Unternehmen rund ein Drittel des japanischen Bedarfs. 

Japans aktuelle Ressourcenstrategie bleibt dynamisch. So definiert Tokio konkrete Lagerziele: bis zu 180 Tage Vorrat für besonders kritische Rohstoffe. Urban Mining wird vorangetrieben, um Seltene Erden aus Elektroschrott zurückzugewinnen. Zudem fließen rund 215 Milliarden Yen, umgerechnet 1,25 Milliarden Euro, bis 2028 in den Tiefseebergbau, nachdem große Vorkommen nahe den Ogasawara-Inseln entdeckt wurden. 

Rohstoffketten sichern 

Gleichzeitig engagiert sich Japan auch international: Als Gründungsmitglied der transnationalen Vereinigung zur Sicherung von Rohstoffketten (Minerals Security Partnership) arbeitet es mit den USA, der EU und Australien an fairen, nachhaltigen Rohstoffketten. Diese Doppelstrategie – Förderung von heimischer Innovation einerseits, Aufbau resilienter internationaler Partnerschaften andererseits – bietet auch Europa ein Vorbild. 

Der neue Europäische Ausschuss für kritische Rohstoffe (European Critical Raw Materials Board) ist ein Schritt in die richtige Richtung. Doch ihm fehlt das operative Mandat und die finanzielle Schlagkraft eines JOGMEC. Die EU-Finanzierungsinstrumente bleiben fragmentiert und träge – besonders wenn es um riskante Frühphasen-Investitionen im Ausland geht, etwa in Afrika oder Südamerika. Europa muss Japan nicht eins zu eins kopieren. Aber es braucht eine zentrale Institution mit klaren und stärkeren Befugnissen.

Bibliographic data

Adachi, Aya. “Europa und der weltweite Handelskrieg.” July 2025.

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 09.07.2025 als Gastbeitrag im Tagesspiegel.

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